Von Helmut Buchholz
Die 60 Kolumbianer sind schon da und haben in einer Turnhalle in Massenbach Quartier bezogen. Bis Sonntag ziehen die favorisierten Amerikaner und Kanadier in die Sporthalle der Heilbronner Gustav-von-Schmoller-Schule ein. Die Australier und die Japaner gehen dagegen ins Hotel. Egal, wo die 797 jungen Frisbeespieler aus 21 Ländern ihre Nachtlager aufschlagen: Ab Montag, 2. August, treffen sie sich eine Woche lang tagsüber im Heilbronner Frankenstadion, um die Besten der Welt unter sich auszumachen.
Die Käthchenstadt wird Schauplatz einer großen, bunten, internationalen Party, bei der sich alles um die runde Scheibe dreht, die so schön fliegen kann. Die Ausrichter dieser Junioren-WM, die Frisbee-Abteilung namens Muggeseggele im DJK Sportbund Heilbronn, erhofft sich, dass auch nach der Fete und dem Turnier der Trendsportler etwas in der Region hängen bleibt. Vielleicht „etabliert sich Frisbee weiter in Heilbronn und auch andere Vereine zeigen Interesse“, wünscht sich WM-Cheforganisator Peter Deißler vom DJK. Noch eines steht auf dem Wunschzettel: Dass Frisbee mehr zum Schulsport wird, wie Deißler gestern bei einer Pressekonferenz im Heilbronner Lokal Hemingway’s erklärte.
Doch bevor die Frisbeespieler und -fans die Früchte nach der WM ernten können, müssen sie das Großereignis erstmal stemmen. 930 Spieler und Betreuer wollen versorgt sein. Das heißt: 13 000 Mahlzeiten sind in einer Woche bereitzustellen. Kein leichtes Unterfangen für einen kleinen Verein, ein logistischer Kraftakt. 20 000 Eintrittskarten zu je zwei Euro sind gedruckt. Wobei alle Spiele gratis zu sehen sein werden, außer der Eröffnungsfeier, dem Spiel des Tages und dem Finale. Mehr als 700 Helfer werden 3000 Stunden im Einsatz sein, damit die WM so locker über die Bühne geht, wie es die Spieler auf dem Platz gewohnt sind. Die Sportart gilt als eine der fairsten überhaupt.
Stadion-Biergarten Auch das Rahmenprogramm ist üppig: Unter anderem gibt es nächste Woche am Donnerstag einen Frisbeeabend beim Volksfest auf der Theresienwiese, eine WM-Nacht am Freitag in der Experimenta und jeden Abend ab 19 Uhr einen Biergarten hinter dem Frankenstadion.
Heilbronn entwickelt sich offenbar zu einem guten Pflaster für große Sportwettbewerbe. Vor der Frisbee-WM fanden schon der Trollinger-Marathon, City-Triathlon und -Firmenlauf statt. Cheforganisator Deißler will die Stadtverwaltung nicht kritisieren. „Aber ich hatte bei den Vorbereitungen manchmal den Eindruck, die in der Verwaltung sind teilweise ausgelastet.“ Der DJK hätte beispielsweise gerne früher die Sportplätze im Stadion für die Spiele gesperrt und präpariert. Jürgen Deißler: „Doch das war nicht leistbar.“
Programm, Video, Infos
www.stimmt.de
Hintergrund
Königsdisziplin
Ultimate Frisbee gilt als Königsdisziplin des Discsports. Zwei Mannschaften treten auf einem Platz, der etwa so groß ist wie ein Fußballfeld, gegeneinander an, wie jetzt bei der Junioren-WM in Heilbronn. Es gibt weitere Disziplinen mit der Scheibe für Einzelspieler und Teams, zum Beispiel Freestyle und Disc-Golf. Weltweit gibt es 150.000 aktive Spieler. An den Ultimate-Weltmeisterschaften im Jahr 2000 in Heilbronn nahmen rund 1500 Spieler aus 23 Ländern teil. mut