Scheibe
Rasen
Mugge
Heilbronner Muggeseggele

2007/07/25 - Europameisterschaft in Southampton

5 Muggeseggele-Spieler sind dabei

Vom 28. Juli bis 5. August findet in Südengland die Ultimate-Frisbee Europameisterschaft statt. Mit dabei sind auch 5 unserer Spieler:
Michael Knoll (15), Lukas Lang (16), Martin Cronacher (16), Nils (17) und Jörg Reinert (15).

Artikel in der Heilbronner Stimme vom 25.07.2007

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Ab dem 28. Juli spielen die fünf Heilbronner Schüler für die deutsche Nationalmannschaft. In England bei der EM geht es für die Muggeseggele rund. Foto: Marc Schmerbeck

Fünf Jungs und eine Scheibe

Ultimate Frisbee - Heilbronner spielen in der Nationalmannschaft bei der Junior-EM mit

Von Katja Feiler

Wenn andere ab sofort ihre Koffer für die Urlaubsreise packen, kommen in die Taschen von Michael Knoll (15), Lukas Lang (16), Martin Cronacher (16), Nils (17) und Jörg Reinert (15) vor allem schwarz-gelbe Trikots, Sportschuhe und Frisbees. Die fünf Spieler fahren zur Europameisterschaft im Ultimate Frisbee nach Southampton in England (28. Juli bis 5. August). Die Fünf haben sich bei den Qualifikationsspielen besonders hervorgetan und dürfen deshalb in der deutschen Juniorennationalmannschaft spielen. Eine Riesenehre finden nicht nur die Jungs. Auch Trainer und Abteilungsleiter Frisbee beim DJK Sportbund Heilbronn, Peter Deißler, ist mächtig stolz. „Heilbronn und unsere Region sind damit richtig super vertreten.“ Unter den jeweils 20 Nationalspielern in der U 17 und U 20 kommen fünf aus Heilbronn. Weitere aus Bad Rappenau (Bad Raps), Massenbach (The Kids) und Gemmrigheim.

Seit Jahren dreht sich für die Heilbronner alles um die Scheibe. Sie sind Frisbee-Freaks geworden. Seit 2001 trainieren sie zweimal die Woche. Schlüpfen sie in ihre Trikots, werden sie zu den Muggeseggele.

„Wir freuen uns total auf die EM.“ Nils Reinert spricht für alle, wenn er das Europameisterschaftsfieber unter den Jungs beschreibt. Michael Knoll und Jörg Reinert setzen ihr Talent für die U 17, also die unter 17-Jährigen ein. Lukas Lang, Martin Cronacher und Nils Reinert spielen in der U 20. Und wie verständigen sich die Teenager mit den Gegnern aus ganz Europa? „Auf Englisch natürlich.“ Martin Cronacher klärt auf: „Die Fachbegriffe sind sowieso auf Englisch. Deshalb gibt es da keine Probleme.“ Denn die Spieler müssen während des Spiels oft miteinander sprechen. Beim Ultimate Frisbee gibt es keinen Schiedsrichter. Wer die Scheibe bekommt und ob jemand gefoult wurde, machen die Spieler untereinander aus. Das gefällt Michael Knoll so an diesem Sport: „Er ist total fair.“ Jörg Reinert gefällt die Schnelligkeit. „Und dass man so viele Wurftechnik braucht.“

Ob die Jungs wohl mit einer Medaille zurückkehren? Trainer Deißler bleibt realistisch: „Die Schweden sind ganz klar die Favoriten. Dort ist Frisbee Teil des Schulsports.“ 


  • Info

Der Sport Frisbee wurde in einer Bäckerei in den USA geboren. Die Metallform des Kuchens animierte die Käufer dazu, damit zu spielen. William Russel Frisbie ließ sich das Blech patentieren. Solche Kuriositäten stehen auf der Homepage der Muggeseggele: www.muggeseggele.de . Übrigens: 2008 findet in Heilbronn die Deutsche Meisterschaft im Ultimate Frisebee statt.

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Einer für alle: Die Heilbronner Frisbee-Cracks Nils Reinert (17), Lukas Lang (16), Mar¬tin Cronacher (16), Jörg Reinert (15) und Michael Knoll (15, v.l.n.r.). Foto: Klaus Drienko

Wenn die Welt zur Scheibe wird

Ultimate Frisbee: Heilbronner Junioren fahren zur EM nach England

Von Klaus Drienko

Heilbronn – Stellen Sie sich vor, es wäre das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft. Marco Materazzi und Zinedine Zidane geraten aneinander. Doch der Schiedsrichter unternimmt nichts – weil es keinen gibt! Und stellen Sie sich nun weiterhin vor, dass Zidane nicht seinen Kopf in Materazzis Brust rammt, sondern beide ausdiskutieren, ob ein Foul vorlag oder nicht. Undenkbar? Nun, wären beide Spieler im „Ultimate Frisbee" beheimatet, würde es sich genau so abspielen . Denn die Sportart mit der gebogenen Scheibe kommt ohne Schiedsrichter aus. Aber funktioniert dies auch? „Ja, ohne Probleme. Meinungsverschiedenheiten gibt es nie bis fast nie, da der „Spirit of the game", also Anstand und Fairplay im Vordergrund stehen", so Peter Deißler, Trainer und Abteilungsleiter der Ultimate-Frisbee-Abteilung der DJK Böckingen.

Die Sportart ist dabei schnell erklärt. In der sogenannten „Open"-Klasse treten sieben Spieler pro Mannschaft an und versuchen den Frisbee auf einem Fußballfeld in die gegnerische Endzone zu bringen, und so zu punkten. Fünf Heilbronner Schüler beherrschen dies besonders gut: Nils Reinert, Lukas Lang, Martin Cronacher (in der Klasse U20), sowie Jörg Reinert und Michael Knoll (U 17) messen sich vom 29. Juli bis 3. August im südenglischen Southampton mit den besten Nach¬wuchsleuten Europas. Unter anderem mit Top-Favorit Schweden, vor dem die Jungs allerdings wenig Respekt zeigen:

„Wir werden Europameister", so die jungen „Muggeseggele", wie die Frisbee-Spieler der DJK genannt werden, einträchtig.

Doch wie kommt man zu einer Sportart, die ein Großteil der Bevölkerung gar nicht kennt? „Ich habe irgendwann ein Plakat gesehen, bin hingegangen und es hat mir Spaß gemacht" so Lukas Lang. „Es ist die Schnelligkeit, gepaart mit dem Gedanken der Fairness, die Freude macht", pflichtet ihm Michael Knoll bei.

Schon ist der Trainer zur Stelle, drückt einem den Frisbee in die Hand und erklärt lächelnd: „Gute Spieler können den bis zu 200 Meter weit werfen." Es scheint einem Laien nur schwer vorstellbar. Gut vorstellbar ist dagegen die Freude, die der Heilbronner Frisbee-Nachwuchs im Hinblick auf die anstehende Junioren-Europameisterschaft empfindet: „Es ist ein gutes Gefühl, für Deutschland zu spielen. Ich bin schon stolz darauf", so Nils Reinert, der durch seinen Onkel zur Sportart kam – seine Mannschaftskameraden nicken ihm beipflichtend zu.

Sein Trainer hebt nochmals den Fairness-Gedanken hervor: „Ich war sogar in der JVA Heilbronn, bei den ganz harten Männern, und stellte den Sport zur Konfliktbewältigung vor. Es gab keine Probleme – alles wurde ohne Schiedsrichter geregelt." Schön, wenn Fairness in den Mittelpunkt gestellt wird.

Artikel eingestellt von Daniel Knoll